Anfang 1996 erzählte ich einer Kollegin im Lehrerzimmer der Bertha-Krupp-Realschule in Essen-West, dass ich nach meinen Reisen nach Moskau und St. Petersburg gerne einmal privat und auf eigene Faust nach Kiew reisen würde: "Ach, das ist kein Problem. Auf meiner letzten Englischlehrerfortbildung in London habe ich eine ukrainische Englischlehrerin kennengelernt, die kannst du anschreiben!" Prompt erhielt ich eine Einladung, eine Prigloschenje, mit der ich mir ein Visum besorgte. Das Essener Reisebüro konnte mir nur eine Fahrkarte bis Warschau ausstellen, dort musste ich mir eine neue Fahrkarte besorgen. Im Zug hielt ich Ausschau nach Leuten, die mir das Lösen der Fahrkarte für den Liegewagenzug nach Kiew erklären konnten, und einem Zettelchen gerüstet ging ich dann in Warszawa Centralnaja zum Fahrkartenschalter, mit dem genannten Preis von 156 Zloty ging ich zur Geldwechselstube, und mit den polnischen Zloty wieder zum Fahrkartenschalter (Abb. 1).
Abb. 1: Kursbuchauszug für die Strecke Warszawa-Kiew und Zettelchen für die Verständigung am Fahrkartenschalter im Warschauer Hauptbahnhof.
Von dieser Reise nach Kiew habe ich das folgende Rezept mitgebracht, mit dem ich seit Jahren viele Menschen und insbesondere Diabetiker in Erstaunen versetze: Gerösteter Buchweizen ist hierzulande kaum bekannt. Buchweizen ist zwar kein Getreide, aber in der Zubereitung damit vergleichbar. Es ist ein klassisches Anbauprodukt für karge Böden. Buchweizen setzt als Nahrungsmittel seine Kohlenhydrate sehr langsam ins Blut frei, was ein sehr großer Vorteil für Menschen mit Diabetes ist, aber auch für alle anderen angenehm und vorteilhaft ist. Der Genuss von Weizenmehlprodukten führt hingegen zu einem sehr raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels und zu einem raschen Absinken. Außerdem ist Buchweizen glutenfrei. In Frankreich wird Buchweizenmehl für die pfannkuchenähnlichen Galettes verwendet.
Hähnchen mit geröstetem Buchweizen und Paprika für vier Personen:
4 Hähnchenbollen (-beine, -schlegel, je nach Mundart)
3 rote oder bunt gemischte Paprika-Schoten
2 Zwiebeln
2 Tassen voll Buchweizen (sehen aus wie kleine Bucheckern, auf Russisch: „Gretschki“ oder gretschniwaja krupa, auf der Packung steht in kyrillischer Schrift: гре́чневая крупа́ .Bitte bevorzugt in osteuropäischen Läden einkaufen, da deutsche Produkte aus dem Bioladen oftmals zu weich kochend sind und dann nicht mehr lecker knackig-nussig sind.)
Curry-Gewürz
Paprika-Gewürz. scharf, edelsüß
Salz
Olivenöl
Kräuter der Provence
Gekörnte Gemüsebrühe
1 Auflaufform, Größe ca. 20 cm mal 30 cm
1 Topf, ca. 1 Liter Füllvermögen
1 Tasse, 1 Esslöffel, 1 Teelöffel
Zubereitung:
Heize den Backofen auf 200 °C (Ober- und Unterhitze) vor und beginne während des Aufheizens mit der Zubereitung:
Die Hähnchenbollen auspacken, unter fließendem Wasser abwaschen und abtropfen lassen. Gib jeweils einen Teelöffel voll Curry, Paprika, Olivenöl, Salz und Wasser in eine Tasse und vermenge dies mit den Fingern zu einem Brei, den du anschließend auf die Haut der Hähnchenbeine aufträgst. Gib auf die Fleischseite der Hähnchenbeine je eine Prise von „Kräuter der Provence“, positioniere die Hähnchenbeine in eine genügend große Auflaufform und bringe sie auf einen Rost auf der mittleren Schiene des Backofens. Stelle den Timer auf 40 Minuten. Kontrolliere zwischendurch, ob alles in Ordnung ist und ob am Ende das Fleisch bis zum Knochen gar ist.
Würfele die Zwiebeln und zerkleinere die gewaschenen Paprikaschoten in Stücke von ca. 2 cm mal 2 cm und gib alles nach 20 Minuten Backzeit zu den Hähnchenteilen (Vorsicht, Schwall heißer Luft aus dem heißen Backofen, Abstand halten, Ofenhandschuhe oder vierfach gefaltetes Geschirrtuch verwenden!).
Während des Backvorgangs gibst du zwei Tassen voll Buchweizen in einen Topf, darauf -wie beim Zubereiten von Reis- die doppelte Menge Wasser (also vier Tassen gleichen Füllungsgrades), einen Teelöffel Öl und einen Esslöffel gekörnte Gemüsebrühe.
Bringe dies alles ohne Deckel zum Kochen, stelle dann die Kochplatte auf niedrigste Stufe, rühre die leicht köchelnden Buchweizen ab und zu um. Beende den Kochvorgang, wenn beim Umrühren kein flüssiges Wasser mehr am Boden des Topfes zu finden ist.
Guten Appetit!