Im Juni 2028 feiern wir 50 Jahre Abitur! Wir - das sind mit Masse diejenigen, die im Jahre 1969 Schülerinnen und Schüler der Sexta a und b des Hölderlin-Gymnasiums Köln-Mülheim wurden, danach zu einer der beiden Klassen hinzukamen oder abgingen, 1978 Abitur gemacht haben oder auch nicht und wie auch immer sich dazugehörig fühlen und gerne mitfeiern möchten.
Wir rechnen mit ca. 30-40 Teilnehmer*innen, obwohl theoretisch auch ca. 60 erscheinen könnten. Damit es nicht zu einer "Partysprengung durch Massenauflauf" kommt, bitten wir vorher um Anmeldung bei einer der bekannten Adressen.
Eventuell gibt auch auch einen Zwischentermin 2025/26. Einladungen erfolgen über die E-Mail-Liste, die ich verwalte - daher bitte ich rechtzeitig um Bescheid, wenn sich z. B. wegen Pensionierung die eine oder andere Adresse ändert.
Die "Feuerzangenbowle" in Farbe!
Am 5.6.2023 war es exakt 45 Jahre her, dass wir unsere Abiturzeugnisse bekommen haben. "Wir" sind mit Masse diejenigen, die im August 1969 als Schülerinnen und Schüler in die Sexta a ("koedukativ") und Sexta b ("Jungs-Klasse") in eine Schule eingetreten sind, die in vielem an den uralten Film "Die Feuerzangenbowle" erinnert, nur dass es bei uns nicht schwarz-weiß war, sondern in Farbe.
Wer zum nächsten Klassentreffen im Juni 2028 kommen möchte - und da sind auch die Hinzugekommenen angesprochen - melde sich bitte rechtzeitig bei den üblichen Adressen. Aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle kein genauer Termin veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt werden die jüngsten von uns 68 Jahre alt sein, die älteren 70...
Eine Zeitreise:
Erste koedukative Klasse am Staatlichen Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim
Als wir das Schuljahr 1969/70 am damals noch Staatlichen Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim begannen, gingen die Uhren noch anders: die Kölner Verkehrsbetriebe setzten u.a. auf der Linie 38 von Kalk nach "Bruder-Klaus-Siedlung" noch Doppelstock-Busse mit grün-schwarzen Polstern in der oberen Etage ein, über die Bergisch-Gladbacher-Straße fuhr noch die Linie 16, die meistens aus einem vierachsigen Triebwagen und einem Anhänger bestand, wir stellten uns auf dem Schulhof in Zweierreihen auf und wir hatten schwarze Friedrich-Wilhelm-Hefte mit grün-beigem Hölderlin-Etikett in der "Tonne", die damals noch Schulranzen hieß.
Es war vorgeschrieben, wo wir unsere Jaxon-Malkreiden kauften oder unsere Turnschuhe. Und, was viele vergessen haben, 24 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs führte unser Schulweg auch noch vorbei an Trümmergrundstücken und Häusern mit Granateinschlägen. In Straßenbahnen und Bussen waren Sitzplätze für "Kriegsbeschädigte" (Menschen mit schweren Kriegsverletzungen, z. B. Amputationen von Gliedmaßen, Gesichts- und Kopfverletzungen) mit einem gelben Schild gekennzeichnet.
Auch einige unserer Lehrer trugen körperliche oder seelische Verwundungen aus dem "1000jährigen Reich". "Zweifinger-Joe" titulierten wir einen Lehrer, der nach dem Verlust seiner Hand Elle und Speiche wie eine Kneifzange bewegen konnte und damit die Kreide halten konnte, die andere Hand war mitsamt des Unterarms amputiert; ein anderer Lehrer, der häufiger von seiner verlorenen Heimat erzählte, war der "Sudeten-Jupp" - aus heutiger Sicht unfassbar und ein Zeichen von seelischer Grausamkeit, die wir Schüler sicherlich nicht erfunden hatten. Bis auf wenige Ausnahmen war der Umgangston ruppig, es gab häufig zynische Bemerkungen, Ohrfeigen, Ziehen an den Schläfenhaaren (nur für Jungs), Strafarbeiten, auf dem Stuhl stehen, wenn man die Vokabeln nicht wusste, Nachsitzen ("Karzer"), Schlüsselbundweitwürfe (selten), Beschmeißen mit Tafelkreide (häufiger). So etwas nennt man heute "Pädagogik der Unterdrückung"; und es war eine logische Folge, dass einige Schüler darauf reagierten, indem sie z.B. Heizungsknöpfe abschraubten (sie wurden von der Bundespost zurückgebracht, nachdem sie bei der Briefkastenleerung aufgetaucht waren), einen Kronleuchter im Treppenhaus in die Tiefe stürzen ließen oder abträgliche Sprüche über Lehrer an die Wände schmierten. Die Schüler quälten sich auch gegenseitig, z.B. durch Auskitzeln auf dem Lehrertisch, Einsperren in den Klassenschrank oder Zerstören von Schulsachen. Für ein Dart-Spiel auf dem Schulhof bekam gleich die ganze Klasse Karzer (eine Arrest-Zelle im Keller), der vordere Eingang war nur Lehrkräften vorbehalten und durfte nicht von Schülern benutzt werden, und dass 1969 erstmalig Mädchen an die Schule kamen, galt nach den Kurzschuljahren 1966/67 (Ende der Einschulung zu Ostern) als ein weiteres gesellschaftliches Experiment mit ungewissem Ausgang.
In der großen Pause gab es warme Milch und warmen Kakao, der nach heutigem Ermessen unangenehm bitter schmeckte und der vom Hausmeister Reinold und seinem Heizergehilfen Fitting in einem Blech-Gestell, das mit heißem Wasser gefüllt war, ausgegeben wurde. Erst später gab es beim Hausmeister Hager und seiner Frau Chips oder Flips und auch Cola oder Orangensaft. Viel preiswerter war es natürlich, eine große Cola-Flasche selbst mitzubringen; die wurde dann in der großen Pause zum Trinken herumgegeben, teilweise mit ekliger "Lülle" des vorherigen Benutzers.
In den Klassenräumen gab es keine Waschbecken mit fließendem Wasser, sondern nur einen Wassereimer mit einem Schwamm und einer undefinierbaren Brühe, oft mit Apfelkitschen, Bananenschalen, alten Kreidestücken und sonstigen ekeligen Resten. Damit musste man dann vor dem feixenden Rest der Klasse und dem strengen Blick des Lehrers die dunkelgrüne Kreidetafel putzen.
Der erste Klassenlehrer der "Sexta A" hieß Kagelmann, und wir begrüßten ihn mit einem zackigen, lautstarken "SALVE, MAGISTER", nachdem er uns "SALVETE PUELLAE PUERIQUE" zugerufen hatten. Im Lateinunterricht trugen wir alle lateinische Namen, die teilweise sehr speziell waren. Dazu muss man wissen, dass es im alten Rom nicht nur nette Namen gab, sondern auch solche wie "Crassus" (Fettwanst), Brutus (schwerfällig), "Flavus" (blond, oft gleichgesetzt mit dumm) oder "Favus" (Bohnenstange, großer dürrer Mensch). Manchmal wurde auch einfach nur durchgezählt: Primus, Secundus, Tertius, Quartus, Quintus...
Oberstudienrat Kagelmann bemühte sich zunächst um eine direkte Übersetzung der vorhandenen Vornamen, z.B. aus Melanie (die Schwarzhaarige) wurde Nigra, aus Klaus (Nikolaus, der Sieger) wurde Victor; dann kamen die Nachnamen: Aus Schmidt ("Schmied") wurde Fabricius. Die erste Andrea blieb Andrea, aber die zweite -da sie häufig verschämt lachte- wurde Pudica. Jürgen S., der einen recht deftigen Eindruck machte, bekam den Namen "Rusticus" (der Bauer).
Magister Kagelmann wohnte in einem Nebengebäude der Schule, das später zu einem Aufenthaltsraum der Oberstufe wurde und als "Kagelmann'sche Wohnung" bezeichnet wurde. Er und der damalige Schulleiter Höhl erzählten sich gerne lateinische Witze, über die die beiden herzlich lachen konnten, wir Schüler aber nicht, weil wir sie nicht verstanden. Für uns gab es in einer Vertretungsstunde etwas Küchenlatein, z.B. DATES NEPIS POTUS COLONIA oder SITUS VILATE INISSE TABERNIT. Hier gibt es nichts zu übersetzen, sondern man muss die Zwischenräume versetzen. Mit Humor muss diese kleine Erzählung wortwörtlich übersetzt werden: Unus ignis quis vir multum ab audere: "Studium fuga, meum impedire!" (Ein Feuer wer Mann viel vom wagen, Eifer Flucht, mein hindern.)
Nach dem Magister Kagelmann folgten als Klassenlehrer Herr Kohnen, der sehr fortschrittlich Rollenspiele in den Englischunterricht einführte ("A boy is coming along the street...") und Herr Stößel, dessen offenherzig gekleidete Referendarin die Jungs immer wieder zu tiefbückenden Fragen veranlasste: "Können Sie gerade einmal schauen, ob das so richtig ist...?" Trotz des ansonsten extrem konservativen Kollegiums konnten gewisse Einflüsse der Außenwelt nicht ganz verleugnet werden. So gab es zum Beispiel bei dem Wort "Atlas" immer hinreichend Gekicher, weil Käte Strobel als Gesundheitsministerin gerade die Herausgabe eines immerhin 48 Seiten starken Sexualkundeatlasses veranlasst hatte. Die verklemmte Bonner Republik befasste sich mit der Sexualität! Ein Auto mit dem Kennzeichen F-KK ... führte zu spontanen Lachanfällen. An den Kinos blitzen Plakate auf: "Schulmädchenreport - ab 18". Dies veranlasste zwei Schülerinnen, sich im katholischen Religionsunterricht -angefeuert vom Rest der Klasse- mit dem damals üblichen Minirock einmal ohne Höschen in die erste Reihe zu setzen. Man konnte natürlich kaum etwas davon sehen, aber wir feixten vor Freude. Es dauerte nicht lange, bis der gestrenge Pädagoge (nennen wir ihn einmal "Baumdorf") den Grund der allgemeinen Heiterkeit herausbekam und sich dann "zum Kreideholen" aus dem Klassenzimmer begab. Ich rief sofort: "Zieht die Buxen wieder an, der kommt unter Garantie mit dem Direx zurück!" Und so war es. Beide Herren kamen -scheinbar belanglos plaudernd- ins Klassenzimmer zurück, verdrehten vor den beiden Mädels die Köpfe nach links und nach rechts, zuckten mit den Schultern, der Direx sagte, er habe noch etwas anderes zu tun und ging. Das war's. Was haben wir gelacht!
Aber auch die Lehrer machten Späße auf unsere Kosten, z.B. wurde gesagt, dass ein Schüler aus der "b" (Th.) nur deshalb einen Kopf besitze, damit er das Stroh nicht in der Hand tragen muss, oder Frau Dr. Rech rief: "T., Sie werden noch in der Gosse landen!" Einer Schülerin (G.) wurde vom Sportlehrer Dortschy gesagt, sie sei beim Brustschwimmen eine Widerstandsbewegung. Zum Abschluss noch ein harmloser Scherz: Herr Kagelmann war mit seiner Gattin in Italien und hatte Dias (das waren gerahmte, durchsichtige kleine Bildchen, die mit mit einem Projektor an die Wand projiziert wurden) mitgebracht. Da wir gerade den Aufbau einer römischen Stadt durchnahmen, bat er einen Klassenkameraden und mich, die Familienbilder herauszusortieren und im Biologieraum (wo der Diaprojektor stand) schon einmal mit der Vorführung zu beginnen, wir würden sicherlich einiges aus dem Lateinbuch wiedererkennen. Im abgedunkelten Biologieraum haben wir dann "leider" die Sortierung verwechselt, und die Klasse sah Frau Kagelmann mit Hut vor dem Kolosseum, Frau Kagelmann ohne Hut vor dem Kolosseum, Frau Kagelmann im Sommerkleid, im Badeanzug, im Bikini, danach legten wir ganz brav die anderen Dias ein, Herr Kagelmann kam nun auch wieder hinzu und wollte wissen, was wir bislang gesehen hatten: "Ein paar tolle Bauwerke!" war die Antwort.
Nach Latein und Englisch kam als 3. Fremdsprache Französisch hinzu. In der A fehlte zunächst die Griechisch-Lehrerin, so dass alle Schülerinnen und Schüler zunächst Französisch lernen mussten. Man kann sich vorstellen, wie groß die Motivation bei den "Griechen" war. Nach schätzungsweise einem halben Jahr bekamen die "Griechen" dann endlich ihren Griechisch-Unterricht, aber dann kam die Französisch-Lehrerin, Frau Heising, oftmals so spät in den Unterricht, dass gerade noch Zeit blieb, eine Hausaufgabe zu erteilen. Das brachte uns auf die Idee, einen harmlosen Streich zu spielen: Am Jan-Wellem-Brunnen hielt sich häufig eine ältere Dame mit Kapotthut und taubenblauem Regenmantel auf, die uns gerne Witze aus ihrem Witzbuch vorlas. Die luden wir ein, im Anschluss an die große Pause ihre Witze einmal vor der ganzen Klasse vorzulesen, denn die Lehrerin kam ja meistens sowieso nicht pünktlich. Nach einigem Hin- und Her hatten wir die gute Frau überredet, und sie las vor der gesamten Französischklasse ihren Lieblingswitz vor, den wir teilweise schon auswendig kannten: "Kurz vor Beginn eines Länderspiels nimmt ein kleiner Junge auf der Ehrentribüne Platz. Da kommt der Kontrolleur und sagt: 'Zeige mir mal deine Eintrittskarte!' Der Junge gibt sie ihm, da sagt der Kontrolleur: 'Das ist ja die Karte vom Herrn Oberbürgermeister!' - 'Ja', sagt der Junge, 'das ist mein Vater!' - 'Und wo ist dein Vater?' - 'Der ist zu Hause und sucht die Karte!'" Nachdem gefühlt das halbe Witzbuch vorgelesen war, kam dann doch noch die Französischlehrerin und war ganz empört. Wir haben herzlich gelacht, und dann klingelte es auch schon, es bliebt gerade noch Zeit, die nette alte Dame wieder auf die Straße zu geleiten.
Während der gesamten Schulzeit gab es immer nur einen Tagesausflug pro Schuljahr, und zwar:
1969/70 Wildgehege Hellenthal/Eifel mit Abstecher zur römischen Wasserleitung, durch die wir zum Entsetzen von Herrn Kagelmann hindurch gekrochen sind,
1970/71 Aquarium am Kölner Zoo (damals neu eröffnet) mit Zeugnisvergabe;
1971/72 Dechenhöhle und Felsenmeer mit Herrn Kohnen und Fräulein van Lier (siehe unten, Abb. 4).
1972/73 Burg Eltz mit Herrn Kohnen, zur Enttäuschung aller ohne Folterkammer,
1973/74 Rolandsbogen und Tuff-Loch mit Herrn Stößel
1974/75 Schloss Benrath und Zons mit Herrn Stößel.
Mehrere Tage dauerten die Ski-Abschlussfahrt 10. Klasse zum Feldberg in den Schwarzwald (Stichwort: Johannes und der Tannenbaum) sowie die
Abiturabschlussfahrt nach Griechenland oder Ungarn, an der ich dummerweise nicht teilgenommen habe, weil ich -wie andere Schüler auch- über die Absage der Paris-Fahrt verärgert war. Hierzu gibt es von anderen Klassenkameraden reichliches Film- und Bildmaterial.
Leider liegen mir keine Daten aus der "b" vor - diese ergänze ich gerne!