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Vita
Wissenschaftlicher Werdegang
2021 Promotion zum Dr. phil. an der Europa-Universität Flensburg
1992 Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien Chemie und Biologie am Studienseminar Bensheim an der Bergstraße
1986 Erstes Staatsexamen für die Lehrämter Sek.II/I Chemie und Biologie am Staatlichen Prüfungsamt, Köln
1979–1986 Studium der Fächer Chemie und Biologie an der Universität zu Köln
Berufliche Tätigkeit
2023 Pensionierung mit 63 nach Altersteilzeit im Blockmodell
2020-2021 Lehrbeauftragter für Experimentelle Schulchemie an der Europa-Universität Flensburg
2014–2021 Abgeordnete Lehrkraft am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), Kiel
2010–2014 Oberstudienrat und Fachbereichsleiter Chemie an der Domschule in Schleswig
1998–2010 Gesamtschullehrer in Nordrhein-Westfalen
1993–1998 Realschullehrer (verbeamtet) in Nordrhein-Westfalen
1992–1993 Lehrer (angestellt) an der Rudolf Koch-Schule in Offenbach am Main
1990–1992 Studienreferendar an der Liebfrauenschule in Bensheim an der Bergstraße
1988–1990 European Product Manager for Dental Restoratives, DeTrey Dentsply, Konstanz am Bodensee
1986–1988 Professional Service Engineer for Dental Materials, 3M Medica, Neuss am Rhein
1986 Kreditsachbearbeiter bei der ABC-Bank, Köln
1984-1985 Studentische Hilfskraft beim Staatlichen Prüfungsamt, Köln
1978-1979 Pflichtwehrdienst beim Fernmeldebetriebsbataillon 810, Wuppertal
1978 Abitur am Hölderlin-Gymnasium, Köln-Mülheim
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24 Jahre Schuldienst - Positives und Negatives
Schuldienst ist immer eine sehr ambivalente Angelegenheit: Als Mitarbeitender hat man auf der einen Seite die Sicherheit des Beamtentums, auf der anderen Seite fehlen Freiheit und Inspiration der freien Wirtschaft. Da meine ursprüngliche These "Wer gut arbeitet, muss auch keine Entlassung befürchten" durch die Beendigung meines Arbeitsverhältnisses bei der Firma Dentsply an absurdum geführt wurde, war ich 1993 sehr froh, in der Sicherheit des Berufsbeamtentums gelandet zu sein. Aber o weh! Neben wenigen Vernünftigen saß ich nun mit teilweise sehr weltfremden Menschen am selben Tisch und durfte zum Beispiel erklären, wie man auf der Tastatur das "ätt-Zeichen" (@) erzeugt. Bei Diskussionen im Lehrerzimmer musste mich oft gewaltig zurückhalten, denn wer offen eine Meinung sagt, die vom Mainstream abweicht, wird anschließend gemieden oder gemobbt.
LehrerInnen tun häufig so, als seien sie sehr progressiv, schließlich sollen sie die Kinder von heute für die Welt von morgen ausbilden. In Wahrheit aber gibt es viele KollegInnen, die sehr rückwärts denken und den Fortschritt lähmen, weil sie zum Beispiel den Gebrauch von Smartphones verbieten, anstatt deren sinnvollen Gebrauch zu propagieren. Wie schade!
Nach dem Referendariat war meine erste Schule die Bertha-Krupp-Realschule in Essen-West. Schulleiter war damals Herr Lotter, von dem es viele Geschichten zu erzählen gibt Einmal kam er fünf Minuten nach Ende der großen Pause ins Lehrerzimmer und rief den dort noch Anwesenden zu: "Sie erlauben sich gerade eine 10%ige Arbeitszeitverkürzung! Soll ich Ihnen auch einmal eine 10%ige Gehaltskürzung zuweisen?" Einem Kollegen, der am Rosenmontag mit Mütze und Ringelhemd in die Schule kam, sagte er: "Anstatt sich vor Ihren Schülern zum Clown zu machen, sollten Sie einmal versuchen, pädagogischen Boden unter ihren Füßen zu bekommen!"
Nach drei Jahren "in Ruhrpott" zog ich wegen Heirat und Gründung einer Familie nach Datteln und wechselte in eine näher gelegene Schule in Herten. Dort dauerten Konferenzen nicht selten bis kurz vor Mitternacht, weil die meist sehr jungen KollegInnen an einer Schule im Aufbau selbstverständliche Dinge, die in den Schulvorschriften nachzulesen sind, noch einmal neu erfinden mussten. Zudem trat das Landesfrauenfördergesetz in Kraft, das Beförderungsstellen solange den Frauen vorbehalten sollte, bis diese einen Gleichstand erreicht haben. Tolle Idee, aber damit waren meine Karrieremöglichkeiten für die nächsten Jahrzehnte auf Null gesunken! Also wechselte ich vom "Kapitel Realschule" ins "Kapitel Gesamtschule"; dort waren seit jeher Frauen auf Beförderungsstellen und mussten nicht mehr um Gleichheit kämpfen.
Auf diese Weise gelangte ich 1998 an die Mont-Cenis-Gesamtschule in Herne, wo ich mir einen guten Ruf und zwei Beförderungen erarbeiten konnte. Auch die Schule arbeitete an ihrem guten Ruf, zu dem ich durch die Gründung eines Schulsanitätsdienstes beitragen konnte. Zu dem damaligen Schulleitungsteam Müller und Stoffer hatte ich einen guten Draht. Gerne unternahm ich fachbezogene Exkursionen, wenn die Schüler sich im Unterricht gut benahmen. Einmal besuchte ich mit einer 9. Klasse das Naturkundemuseum in Dortmund, das u. a. ein Original des Messeler Urpferdchens in der Ausstellung hatte und eine Wissens-Rallye zum Thema Evolution vorbereitet hatte. Während einer Pause, zu der wir uns um das Rundaquarium im Erdgeschoss mit mitgebrachtem Proviant versammelten, fragte ich die Kassiererin, warum denn so viele Aufsichten im Haus versammelt sind: "Sie haben eine Gesamtschulklasse angemeldet - beim Besuch von Dortmunder Gesamtschulen geht regelmäßig eine Vitrine zu Bruch!" Eine Schülerin, die das Gespräch mit anhörte, war entsetzt: "Wenn wir so etwas machen würden, hätte unser Lehrer niemals einen Ausflug mit uns unternommen!"
Leider gibt es / gab es viele KollegInnen, die anders denken und das Schulgelände mit einer wilden Horde verlassen. Derartige SchülerInnen (und KollegInnen, die nicht richtig eingreifen) musste ich leider an einer Wattenscheider Gesamtschule kennenlernen, an die ich wegen meiner Beförderung zum Oberstudienrat versetzt wurde. Ich traute meinen Ohren kaum, als der Schulleiter mich anwies, die neuen Stühle eines Klassenzimmers von unten mit Nummern zu kennzeichnen. Die alte Bestuhlung war durch Gewalttätigkeiten zu Kleinholz zerlegt worden. Dass der schwächste Schüler einer Klasse "seinen" Stuhl von jemand anders zerstört bekommen könnte, ließ sich mit dieser Maßnahme naturgemäß nicht verhindern, und so gab es noch weiteres Kleinholz in den völlig chaotischen Klassen. Es gab noch weitere Vorfälle, bei denen ich unter Beschuss geriet; unter anderem sollte ich auf einer Lehrerkonferenz einen Vortrag halten, von dem ich nichts wusste, und meine "mangelnde Vorbereitung" wurde vom lediglich durch das Parteibuch qualifizierten Schulleiter reichlich ausgeweidet. Ein Kollege zeigte mir mit einem "Psst!" eine frisch kopierte Tagesordnung, auf der "mein Vortrag" 10 Minuten vor der Konferenz noch nicht zu finden war. Wenige Monate später stellte mir ein Arzt einen roten Zettel aus: Stationäre Einweisung, Burnout Syndrom.
Alles Schlechte hat sein Gutes - mein Aufenthalt in Schloss Pröbsting bei Borken verhalf mir zu einem Perspektivenwechsel und gesünderer Lebensweise mit gesundheitsbewussterem Essen und Trinken, sowie mehr Sport, insbesondere Schwimmen. Dadurch wurde ich animiert, mit meiner Tochter nicht nur das Abzeichen "Rettungsschwimmer" zu erwerben, sondern auch praktisch im Küstenwachdienst am Priwall bei Lübeck anzuwenden.
Warum nicht dort arbeiten, wo es einem gut geht? Durch den Küstenwachdienst kam ich auf die Idee, mich nach Schleswig-Holstein versetzen zu lassen, und schon der zweite Antrag hatte Erfolg! Die Domschule in Schleswig kam mir vor wie ein Kurort für Lehrkräfte: "Sie sind nicht gut bei Stimme, geben Sie uns doch einfach eine Aufgabe, wir machen das schon!" In Nordrhein-Westfalen hätte man sich beim ersten Kratzen im Hals krank melden müssen, um einen Tanz der Schüler auf Tischen und Bänken zu verhindern - wie erfrischend anders ist es doch in Schleswig-Holstein!
Domschule - Kolleginnen und falsche Abiturfragen
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Lustige Menschen
Jedem begegnen im Laufe seines Lebens mehr oder weniger lustige Menschen. Als Schüler eines humanistischen Gymnasiums habe ich wie viele andere auch im Lateinunterricht die Geschichte vom Aufstand der Plebejer übersetzt, während dessen Agrippa Menenius Lanatus die Parabel vom Darm und den Gliedern (es gibt über 150 Versionen dieser Geschichte) einsetzt, um Frieden zwischen den Kontrahenten zu schaffen. Kurz gefasst geht es darum, dass nicht nur das Gehirn und das Herz, sondern auch der Darm und sogar der Anus wichtige Organe sind, ohne die ein Körper nicht funktionieren kann. Ein solcher Anus ist zum Beispiel mein ehemaliger Fachleiter Pädagogik Detlef Pasing (Name geändert) von der Liebfrauenschule Bensheim, der mich im November 1990 als Deutschlehrer ohne Deutschkenntnisse mit folgenden Worten im Kreise der auszubildenden Lehrkräfte vorstellte: "Ei gugge se mo doo, des is de Hee Rubbelsbälsch, dä hätt boo Joo bausiert!" (Ei schauen Sie einmal hier, das ist der Herr Ruppersberg, der hat ein paar Jahre pausiert!). Die korrekte Aussage wäre etwa so gewesen: "Heute darf ich Ihnen Herrn Ruppersberg vorstellen, er hat vier schlimme Jahre der Lehrerarbeitslosigkeit* mit Tätigkeiten in der chemischen Industrie überbrückt!" Zuerst habe ich mich darüber geärgert, aber im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass man mit Milde auf Unverstand und kleine Boshaftigkeiten blicken soll, denn sonst wird es schwer, ein glücklicher Mensch zu sein. (* Erläuterung: 1986 gab es allein in Nordrhein-Westfalen 40.000 arbeitslose Lehrkräfte.)
Als gebürtigem Kölner unterläuft mir mitunter das Missverständnis, dass mundartsprechende Menschen wie bei einer Büttenrede immer lustig und geistreich sind. Einige Beispiele beweisen das Gegenteil, und es gibt alle Kombinationen.
Nun noch ein harmloseres Beispiel zur hessischen Konsonatenvertauschung: Viele wissen, dass eine Grippe in Hessen keine Krankheit ist, sondern das Ding, worin das Jesuskind liegt. Die Krankheit wäre daher die Kribb oder Kribbe. Jetzt ahnen Sie auch schon, was eine Klogge ist, sie läutet im Kirchturm. Nun zurück zu meinem "Lieblingsmenschen" an der LFS Bensheim: Kurze Zeit nach mir kam eine neue Referendarin an die Schule, eine hochgewachsene, hübsche, schlanke junge Frau mit moderner Kurzhaarfrisur und blondem Haar. Direkt aus Hannover, dem Gebiet des reinsten Hochdeutschs, kommend und wohl noch nie mit Mundarten zu tun gehabt habend, bekam sie die Ausbildung an unserer Schule wie folgt erklärt: "Ei passe Se ma uff, zuerscht, do han mir de pekleidete Unnarischt, und dann, dann kimmt der unpekleidete Unnarischt!" Es dauerte lange, bis sich ihre Gesichtsfarbe normalisierte, denn sie hatte natürlich an etwas merkwürdiges gedacht...
Auch Goethe hat Mundart gesprochen, denn "Ach neige, du Schmerzenreiche..." reimt sich nur, wenn man "frankforderisch" spricht.
Mit Mundarten kann man Gefühle besser ausdrücken als im Hochdeutschen: "Isch han disch esu jähn" ist doch viel emotionaler als "Ich liebe dich!" Gerade deshalb liebe ich Mundarten, insbesondere die südwestpfälzische Mundart meiner Frau, die aus Kusel stammt, und natürlich meine eigene Mundart, die auch gleichzeitig ein Getränk ist: Kölsch!
Meine Urgroßmutter in Marburg, Elisabeth Ruppersberg geb. Hintze, sagte nach familiären Überlieferungen zu meinem Großonkel Otto, als er eine Stellung in Frankfurt am Main annehmen wollte. "Aber Otto! Du wirst doch wohl nicht zu diesen ... (Kunstpause) ... Darm-Hessen gehen wollen!" Damit meinte sie, dass Menschen im Regierungsbezirk Darmstadt unangenehm sein könnten. Dies kann man, bis auf den oben erwähnten Fall, getrost als ein unbegründetes Vorurteil bezeichnen. Die Menschen im Regierungsbezirk Darmstadt sind mit Mehrheit nette, freundliche Menschen, die sich Neuankömmlingen gegenüber positiv verhalten.
Aus meiner Konstanzer Zeit (1988-1990) kann ich leider von Fremdenfeindlichkeit berichten: Nicht nur, dass man im Restaurant unfreundlich behandelt wurde, wenn man auf hochdeutsch nach der Speisekarte fragte, man bekam auch eine andere Karte ("Turischtekaart") ausgehändigt, in der 10-20 Prozent höhere Preise standen als in der Einheimischenkarte. In der Firma Dentsply in Konstanz-Wollmatingen drehten mir einige Mitarbeiter den Allerwertesten zu, wenn sie sich im Flur unterhielten und sprachen dann noch intensiver als sonst ihren süddeutschen Slang, der schwäbisch, badisch oder schwiizerdütsch sein konnte. Wenn ich gemeint war, konnte ich das daran erkennen, dass im Schwall der Worte der Begriff "Fischkopf" zu erkennen war. Dies erging auch den Kolleg*innen aus Hamburg, Braunschweig und Berlin so: Allesamt stammten wir aus der kurzsichtigen Brille einiger Konstanzer Kolleg*innen von der Küste des Meeres! Aus dieser Zeit habe ich vieles gelernt und kann Menschen, die auf Grund ihrer Herkunft diskriminiert werden, gut verstehen. Als Konsequenz habe ich einen Kasten "Rothaus Tannenzäpfle" gekauft und auf meinem Balkon in Konstanz-Petershausen, Am Briel 49 a, ein "Fischkopf-Meeting" veranstaltet! Eine freundliche Ausnahme war der Leiter des Lagers, der mir bei der Ankündigung meiner Kündigung durch meinen planlosen* Chef mit seiner tiefen, ruhigen Stimme einen guten Rat gab: "Ei Herr Ruppersberg, Sie ware doch bei de Bundeswehr! Rufe Se doch ma an in Donaueschinge beim Kreiswehrersatzamt, Se brauche ganz dringend e Wehrübung in Stette am kalde Markt oder sonschtwo, do könne Se dann ganz in Ruh überlege, was Se mache wolle!"
(* planlos deshalb, weil innerhalb von kurzer Zeit etwa ein Dutzend neue Mitarbeiter eingestellt, umfangreich eingearbeitet und ohne ersichtlichen Grund wieder entlassen oder abgefunden wurden).
Ich bekam tatsächlich eine vierwöchige "betriebliche Denkpause" durch eine Wehrübung bei der Bundeswehr in Stetten am kalten Markt, wo im November 1989 die Nächte minus 25 Grad Celsius hatten und es im Soldatenheim sehr leckere Schnitzel gab. Meine Kenntnisse im Kryptowesen, damals bezogen auf das Verschlüsselungsgerät Elcrotel und den Fernschreiber Siemens T100 mit maximal 400 Zeichen pro Minute wurden vom Fernmeldesektor Schwäbische Alb anerkannt und man schickte mich noch einmal vier Wochen auf Lehrgang in meine Heimatstadt Köln.
Danach verabschiedete ich mich von der Firma Dentsply und nahm am 1.11.1990 mein Referendariat (Abb. 1) in Bensheim an der Bergstraße auf, wo ich besonders bei der Chemieausbildung unter Jürgen Mang viel Spaß hatte. Jürgen Mang ist leider am 6.2.2020 im Alter von nur 71 Jahren verstorben.
Erzählenswert ist auch eine weitere Episode aus Liebfrauenschule, einer katholischen Mädchenschule: Im Biologieunterricht steuerten wir gemäß Lehrplan auf das Thema Sexualkunde zu. Pflichtgemäß nahm ich Kontakt zur Schulleitung auf und stellte mein Konzept vor; die Direktorin Frau Dr. Mitterer war einverstanden. Mit dem zur Verfügung stehenden Lehrmaterial wurde die Frage "Wie entsteht ein Kind?" erarbeitet und am Ende wurde als Beispiel für ein kirchlich akzeptiertes Verhütungsmittel das Kondom vorgestellt. Hierzu hatte ich 15 Bananen und 15 Kondome mitgebracht, die Schülerinnen arbeiteten diszipliniert und sorgfältig, anschließend wurden zur großen Freude der Schülerinnen die Kondome als Belastungstest aufgepustet und zum Platzen gebracht, die Bananen wurden geschält und aufgegessen (keine Lebensmittel verschwendet!) und rechtzeitig zum Klingelzeichen war der Klassenraum wieder sauber und ordentlich. Mit dem überschwänglichen Gefühl, alle Lernziele erreicht zu haben, kam ich zur Pause ins Lehrerzimmer. Vor mir stand eine Wand von KollegInnen mit verschränkten Armen: "Du glaubst doch wohl nicht, dass im gegenüberliegenden Gebäudeteil noch regulärer Unterricht möglich war?!" Tatsächlich hatten meine Schülerinnen und ich nicht bemerkt, dass nur durch eine schmale Straße getrennt ca. neun andere Klassen hinter den Fenstern standen und uns beobachteten, wie wir mit Kondomen und Bananen hantierten. Ich entschuldigte mich bei den KollegInnen, aber insgeheim musste ich lachen, und wie mir berichtet wurde, war ich dabei nicht der einzige...
Obertshausen und Offenbach, Ausflug nach Mainz und zu Henkel Düsseldorf
Im Chemieunterricht an der Bertha-Krupp-Realschule in Essen steuerten wir im Frühjahr 1994 auf das Thermitverfahren zu. Dabei werden von den SchülerInnen exakt abgewogene Mengen von Eisenoxid und Aluminium in einem Blumentopf, der auf dem freien Schulhof in einem Metallständer steht, mit Hilfe einer brennenden Wunderkerze zur Reaktion gebracht. Wenn das Experiment richtig vorbereitet wurde, gibt es eine Stichflamme noch oben (von dem Magnesium, das zur Erhöhung der Anregungsenergie aufgestreut wurde) und unten aus dem Loch des Blumentopfes fließt flüssiges Eisen. Zur Sicherheit hielten wir einen Abstand von ca. 20 Metern, und Herr Lotter, unser Schulleiter, war eingeladen, sich das Schauspiel mit uns anzusehen. Alles war gut vorbereitet, wir hatten sogar Kehrschaufen und Besen dabei, ein Schüler steckt die Wunderkerze mittig in das Gemisch, entfernt sich rasch und WUSCHSCH Stichflamme oben, flüssiges Eisen unten. Was wir nicht ahnten und was Herrn Lotter sehr traurig machte, war der in Brand geratene Asphalt unter dem flüssigen Eisen. So etwas hatte ich auch noch nicht gesehen, meine SchülerInnen staunten auch. "Sollte man einen derartigen Brand mit Wasser löschen?" "Nein", kam die Antwort, "mit Sand!" Und so löschten meine SchülerInnen einen Asphalt-Brand mit Sand aus der nahegelegenen Sprunggrube. Ich fand es toll, wie umsichtig meine SchülerInnen auf eine unvorhergesehene Situation reagieren konnten, aber Herr Lotter war traurig, dass sein Schulhof gebrannt hatte. Ein tolles Beispiel -nicht in der Schule nachmachen!- gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=aFvSXQtaCeM
Herne Mont-Cenis-Gesamtschule
Wattenscheid und Burnout 2006/2007
Neubeginn im Norden: Domschule und Ellingstedt 2010
Abordnung an die Uni Kiel 2014
Im Jahre 2017 nahm ich an einem Kongress für Naturwissenschaftler und Mathematiker an der Universität Aachen teil, es war der 108. MNU-Bundeskongress. Frau Prof. Dr. Johanna Heitzer eröffnete den Kongress mit einer Rede, in der sie fragte: "108 - was will diese Zahl uns sagen? Die Zahl 108 lässt sich darstellen als 5 hoch 2 mal 2 hoch 2 plus 2 hoch drei! Eine derartige Kombination wird erst nach vielen Tausend Jahren wieder möglich sein! (Tosender Beifall von ca. 500 Zuhörenden).
Doktorarbeit in Flensburg 2018-2021
Sprachen, Amateurfunk und Ahnenforschung als Hobbys
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Fortsetzung von Wer war mein Großvater?
Von seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg hat mir mein Großvater nie erzählt - ich muss aber auch zugeben, dass ich im Alter von 9-12 Jahren nicht danach gefragt habe. Zudem war aufgrund des amputierten Beins und der Verletzung im Gesicht davon auszugehen, dass der Krieg für ihn sicherlich kein angenehmes Thema war. Mit Schach, Offiziersskat, Latein, dem Planen von Ausflügen mit damals noch gedruckten Eisenbahn-Kursbüchern und Fahrplänen der Kölner Verkehrsbetriebe, den Namen der Rheinbrücken und großer Bauwerke sowie dem Siebengebirge und dem Rhein an sich hatten wir genügend Themen für meine regelmäßigen Sonntagsbesuche in Weiden bei Köln.
In einem alten Schuhkarton fand ich die Orden meines Großvaters, unter anderem die Eisernen Kreuze Erster und Zweiter Klasse (Abb. 2).
Abb. 2: Eiserne Kreuze meines Großvaters: links E.K. II (7. August 1916), rechts E.K. I (23. September 1917), Gravur: 28. Juli 1916
Was mein Großvater im Krieg erlebt hat und wo er gewesen ist, ist teilweise seinen unten abgebildeten Aufzeichnungen (Abb. 4-8) zu entnehmen, die er in deutscher Kurrent-Schrift geschrieben hat. Deutsche Kurrent ist eine zügig geschriebene Schreibschrift (currere = laufen, rennen) des 19. Jahrhunderts. Sie ist noch etwas schwieriger zu lesen als die 1911 entwickelte Sütterlin-Schrift, welche ich 1969 in der Grundschule gelernt habe, weil meine Lehrerin Edith Weber "mit dem Stoff durch war" und bis zum Ende der Grundschule noch etwas getan werden musste.
Die Abbildungen 4-8 zeigen den Kriegsranglisten-Auszug meines Großvaters. Sollten mir bei der Abschrift Fehler unterlaufen sein, so bitte ich um freundliche Hinweise und Verbesserung. Unklarheiten habe ich mit Fragezeichen gekennzeichnet. Abkürzungen habe ich, soweit dem Verständnis dienend, nach bestem Wissen ausgeschrieben. Die Fotos können mit einem Rechtsklick heruntergeladen und vergrößert angesehen werden.
Abschrift von Abb. 5 (Seite 1):
Kriegsranglisten-Auszug des Leutnants Ludwig Ruppersberg
vom Infantrie-Regiment Nr. 78, 2. M. G. K. (2. Maschinengewehrkompanie) während der Mobilmachung ...
Formular-Nr. M. 49a. Waisenhaus-Buchdruckerei Cassel.
Abschrift von Abb. 6 (Seite 2), oberer Teil:
Dienstgrad: Leutn. aktiv. (Leutnant, aktiver)
Vor- und Familienname: Ludwig Ruppersberg (Anmerkung: hier steht nur der Rufname; die anderen drei Vornamen werden nicht aufgeführt)
Religion: ev.
Ort der Geburt, Verwaltungsbezirk, Bundesstaat: Marburg, dto, Preussen; Datum der Geburt: 30.12.1893
Lebensstellung (Stand, Gewerbe, aktiver Offizier): aktiver Offizier; Wohnort: Marburg
Vor- und Familiennamen der Ehegattin, Zahl der Kinder. Vermerk, dass der Betreffende ledig ist: ledig
Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Eltern: Eduard + Apothekenbesitzer, Elisabeth geb. Hintze, Marburg, Sybelstr. 3
Truppenteil: I.R.78, 2. M.G.K. (= Infantrieregiment 78, 2. Maschinengewehrkompanie)
Abschrift von Abb. 6 (Seite 2), unterer Teil:
Zusätze zu den Personalnotizen:
am 8.8.15 verletzt (Perforation des linken Trommelfells. Übertäubung (?) des rechten Trommelfelles, Mittelohreiterung (?) des linken Ohres. (Anmerkung: Nähe Bug, siehe Abb. 7)
9.8.15 im Feldlazarett 4. II A.-K., 10.8.15 Kriegslazarett Lamosge (?), 11.-13.8.15 Kriegslazarett Jaroslau (heute Jaroslav)
15.-29.8.15 Res. Laz. Kreuzburg o.S. (ob Stober, heute: Kluczbork), vom 29.8.15 - 31.8.15 im ?....?lazarett Gleiwitz (heute: Gliwice).
(Anmerkung: zwischenzeitlich wurde er auf der Nordseeinsel Borkum am Maschinengewehr ausgebildet und in Frankreich an der Aisne eingesetzt)
am 28. 7. 1916 Szczuryn schwerverwundet. (I.G. Bein (?)/ Amputation des rechten Oberschenkels),
vom 28.7.1916 - 11.5.17 in russischer Gefangenschaft, am 14.5.17 aus russischer Gefangenschaft zurück-
und zum Reserve-Lazarett II Altona Abt. Technikum überwiesen, vom 18.5.17 - 25.8.17 im Reserve-Lazarett II
Abteilung Marienkrankenhaus, vom 25.8.17 - 14.2.18 in Privatpflege in Marburg.
Verwendungsfähigkeit: L. a. v. Heimat, auf Wunsch vielleicht auch in die- ser Weise an der Flagge verwendbar. (?)
Abschrift von Abb. 7 (Seite 3):
Datum des Diensteintritts: 10.11.1914, Datum des Patents*: 2(Lochung).4.1916 * gemeint ist das Offiziers-Patent, gleichbedeutend mit Beförderung zum Leutnant.
Mitgemachte Gefechte, Bemerkenswerte Leitungen: Umstehend
Orden und Ehrenzeichen: a) preußische, b) andere: E. K. II (28.7.1916), E. K. I (23.9.1917), schwerst. Verwundetenabzeichen (14.5.1918)
Dienstverhältnisse: a) frühere, b) nach Eintritt der Mobilmachung
b: am 10.11.1914 beim 2/78 eingetreten
am 15.3.1915 zum Fahnenjunkerkursus nach Döberitz kommandiert, am 15.5. zum 1/78 zu-
rück, am 1.6.15 zum Ausbildungskursus nach Munsterlager kommandiert, am 29.7.15 beim
Feldregiment eingetroffen, am 1.9.1915 dem I l/78 überwiesen, vom Oktober -
Dezember 1915 zur Festungs-Maschinengewehr-
Abteilung X in Borkum kommandiert.
im Dezember 1915 dem I/ l 78 überwiesen.
am 8.3.16 zum Feldregiment - gestrichener Text- (Ergänzung: am 28.7.16 erfolgte die Verletzung mit Beinamputation, nachfolgend Kriegsgefangenschaft bis 14.5.17!)
vom Juni - Juli 1917 als Aufklärungsoffizier
des G. K. II (unleserlich?) beim Reserve-Lazarett II Abt.
Marinekrankenhaus in Hamburg, am 25.8.17 beim I l/78, (gestrichener Text),
am 25.2.1918 zum Bezirks-Kommando Osnabrück kommandiert zur Einarbeitung als Adjutant.
Vom 1.5. - 5.10.18 zum Bezirks-Kommando Marburg kommandiert.
(unleserlich... des ....) Kdo. X A. V. v. 5.10.18 - IIa 84769.
Abschrift von Abb. 8 (Seite 4):
Dienstverhältnisse:
Bis zum Eingang der Entscheidung auf sein Abschiedsgesuch mit Gebührnissen beurlaubt
durch A. K. O. vom 18.10.1918 der Abschied bewilligt.
Am 26.10.18 aus dem Heeresdienst entlassen und dem Bezirkskommando Marburg überwiesen.
(Bemerkung des Verfassers: Der Erste Weltkrieg endete am 11.11.1918.)
Mitgemachte Gefechte, bemerkenswerte Leistungen:
29.7.-30.7.1915 Durchbruchsschlacht bei Biskupice (Ergänzung des Verfassers: vermutlich Biskupice bei Lublin, es gibt mehrere Orte dieses Namens)
31.7.-8.8.1915 Verfolgungskämpfe vom Wieprz bis zum Bug
8.3.-15.5.1916 Stellungskämpfe an der Aisne
13.6.-3.7.1916 Kämpfe am Stochod (ukrainisch Stochid, sto-chid = 100 Wege, der Fluss bildet ein Netz aus parallelen Armen)
4.7.-15.17.1916 Kämpfe am Styr u. Stochad (sic!, gemeint ist der Fluss Stochid (ukrainisch) oder Stochod (russisch); unbetontes o wird wie a gesprochen)
16.7.-27.7.1916 Kämpfe am oberen Stochod (Ergänzung des Verfassers: andere Schreibschrift als eine Zeile darüber verwendet)
28.7.1916 Schlacht bei Kowel (Ergänzung des Verfassers: https://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensive )
Abschrift von Abb. 9:
Dienstleistungsverhältnisse:
Vom 25.2. - 1.5.18 zwecks Einarbeitung als Adjutant zum Bezirks-Kommando Osnabrück kommandiert
" 2.5. - 5.10. 18 zum Bezirks-Kommando Marburg kommandiert.
Gemäß Verfügung des stellvertretenden Regimentskommandeurs X. Infantrie-Regiments vom 5.10.18 - II a 8 H 769 bis zum Eingang der
Entscheidung auf sein Abschiedsgesuch mit Gebührnissen beurlaubt.
Durch A. K. O. vom 18.10.18 der Abschied bewilligt.
Am 26.10.18 aus dem Heeresdienst entlassen und dem Bezirks-Kommando Marburg überwiesen.
Dienstsiegel: Königlich Preussisches Infantrie-Regiment, Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) No. 78
Für die Richtigkeit des Schriftsatzes:
(unleserlich)
Leutnant und Adjutant
Osnabrück, den 18. II. 1919
Für die Richtigkeit der Abschrift: Versorgungsstelle Marburg, den 15.12.1919, im Auftrag: B/Wahrenburg (?), Oberleutnant und Adjutant
Dienstsiegel: Königlich Preussisches Bezirks-Commando zu Marburg
Anmerkungen des Verfassers:
- Zu der Auflistung aus Abb. 9 gibt es noch eine mit ordentlicherer Handschrift verfasste Seite (Abb. 10) die mit dem Dienstsiegel des Königl. Preuss. Inft.-Regt. abgestempelt ist und von meinem Großvater beim Versorgungsamt vorgelegt werden musste, damit seine Kriegsversehrten-Rente berechnet werden konnte. Da diese recht niedrig war, mein Großvater bei Kriegsende erst 24 Jahre alt war und zudem Stolz hatte, hat er sich wie viele andere schwerst Traumatisierte eine sinnvolle Beschäftigung gesucht. Mein Großvater hat in Marburg (... Jura) und Gießen (12.10.1918: Landwirtschaft) ein Studium begonnen, das war aber offensichtlich nicht das richtige für ihn.
- Vermutlich durch Vermittlung seiner Schwester Maria, die in Essen mit Medizinalrat Fischer verheiratet war, zog er nach Essen um und bekam bei der Disconto-Gesellschaft ab 7. Februar 1920 ein Ausbildungsgehalt von 100 Reichsmark; das waren nach Umrechnung der Deutschen Bundesbank etwa 60 Euro (Quelle: https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/94b87ff6d25eceb84c9cfb801162b334/mL/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-data.pdf , Stand: 2024).
- Erstaunlich sind die Strecken, die mein Großvater von 1914-1916 zurückgelegt hat: Marburg- Infantrieregiment 78 Emden / Aurich (?, nicht erwähnt, geht aber aus der Regimentsgeschichte hervor) - Döberitz - Munsterlager - Biskupin (Polen?) - Bug (Ukraine) - Borkum (Maschinengewehrausbildung) - Aisne (Frankreich) - Stochod (Ukraine) - Amputation - Gefangenschaft (Ufa?) - Hamburg (Prothese) - Osnabrück - Marburg. In Freiburg/Breisgau existieren zwei Personalakten meines Großvaters, die ich auszuleihen beabsichtige (Archiv mit Möglichkeit der Präsenz-Einsicht, Invenio).
- Ein Rätsel ist mir derzeit, warum der Ort der Kriegsgefangenschaft (Ufa) nicht erwähnt wurde.
- Bei neuerlichen Recherchen mit den Suchworten "Ruppersberg Kowel" habe ich etwas interessantes gefunden. In folgendem Buch und insbesondere auf S. 169 mit Erwähnung eines "Hauptmann Ruppersberg" ist die Schlacht bei Kowel geschildert: Lüken, Dietrich und Hinrich Dirksen (2006): Käme doch bald der Friede, damit man wieder weiß, was leben heißt!: Weltkriegstagebücher und Feldpost des Lehrers Dietrich Lüken aus Remels ; Kriegsfreiwilliger im Infanterie-Regiment Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 ; 1914 - 1916. Mein Großvater war allerdings nicht Hauptmann, sondern "nur" Leutnant. Entweder handelt es sich um eine andere Person mit Namensgleichheit oder der Dienstgrad wurde falsch berichtet; vielleicht, weil er eine Kompanie geführt hat, was "normalerweise" Aufgabe eines Hauptmanns ist.
Hier ein Zitat aus Lüken D. und Dirksen H. (2006), S. 169:
"28.7.1916 ... Inzwischen versuchte der Gegner in erneutem Anlauf das Dorf Szczuryn den 78ern zu entreißen. Dies aber verteidigte das II. Batl. im hin- und herwogenden Kampfe mit zäher Ausdauer. Hierbei fiel einmal der verwundete Regimentskommandeur in Feindeshand, wurde aber durch sofortigen Gegenstoß von Teilen der 7. Komp. wieder herausgehauen. Die ungünstige Lage des südlich des Dorfes stehendenden I. Batls. und von Teilen des II. Batls. hatte schon vorher zu dem Befehl geführt, im vorderen Grabensystem nach Norden auszuweichen und sich in der zweiten Stellung zu erneutem Angriff zu sammeln. Hier fand sich der größte Teil des I. Batls.und der 5. Komp. zusammen. Hauptm. Ruppersberg setzte mit diesen Teilen sofort einen Gegenstoß an, um den in Szczuryn noch haltenden Teilen Entlastung zu bringen. Der Angriff glückte; bis zum Abend war das ganze Dorf Szczuryn und das Gelände desselben wieder im Besitz des Regiments. In der Nacht kam dann der Befehl zum Zurückgehen hinter den Stochod; durch geschickte Täuschung durch Patrouillenkommandos wurde der Rückmarsch ohne Belästigung durch den Gegner ausgeführt. Es gelang sogar, sämtliche erreichbaren Verwundeten und die im Dorfe Szczuryn fast unmittelbar hinter der vorderen Schützenlinie stehende Gefechtsbagage zurückzuführen. Um 4.30 vorm. überschritten die letztenTeile des Regiments die Stochodbrücke bei Witoniz. Das Regiment übernahm auf dem westlichen Flußufer eine in einzelnen Stützpunkten ausgehobene Stellung. Bereits kurz vor 8.00 vorm. erschienen die ersten Russen vor dieser neuen Stellung.“
Mein Großvater gibt in seinen Aufzeichnungen das Dorf Szczuryn als Ort seiner Verwundung an. Anders als im obigen Bericht gehörte er nicht zu den Verletzten, die zurückgeführt werden konnten, sondern er gelangte direkt in russische Kriegsgefangenschaft. Nach Erzählungen meiner Großmutter war er in Ufa. Gerne wüsste ich mehr darüber.
Wie er aus der Kriegsgefangenschaft zurück kam, ist derzeit noch unklar. Ich versuche aber, etwas darüber herauszufinden. Literatur hierüber gibt es reichlich, wenn man nach Elsa Brändström sucht.
Weiterhin habe ich eine Doktorarbeit mit fast 600 Seiten zu diesem Thema gefunden: https://bibliographie.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/46156/pdf/diss_wurzer.pdf?sequence=1
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continuabitur
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Im Juni 2028 feiern wir 50 Jahre Abitur! Wir - das sind mit Masse diejenigen, die im Jahre 1969 Schülerinnen und Schüler der Sexta a und b des Hölderlin-Gymnasiums Köln-Mülheim wurden, danach zu einer der beiden Klassen hinzukamen oder abgingen, 1978 Abitur gemacht haben oder auch nicht und wie auch immer sich dazugehörig fühlen und gerne mitfeiern möchten.
Wir rechnen mit ca. 30-40 Teilnehmer*innen, obwohl theoretisch auch ca. 60 erscheinen könnten. Damit es nicht zu einer "Partysprengung durch Massenauflauf" kommt, bitten wir vorher um Anmeldung bei einer der bekannten Adressen.
Eventuell gibt auch auch einen Zwischentermin 2025/26. Einladungen erfolgen über die E-Mail-Liste, die ich verwalte - daher bitte ich rechtzeitig um Bescheid, wenn sich z. B. wegen Pensionierung die eine oder andere Adresse ändert.
Die "Feuerzangenbowle" in Farbe!
Am 5.6.2023 war es exakt 45 Jahre her, dass wir unsere Abiturzeugnisse bekommen haben. "Wir" sind mit Masse diejenigen, die im August 1969 als Schülerinnen und Schüler in die Sexta a ("koedukativ") und Sexta b ("Jungs-Klasse") in eine Schule eingetreten sind, die in vielem an den uralten Film "Die Feuerzangenbowle" erinnert, nur dass es bei uns nicht schwarz-weiß war, sondern in Farbe.
Wer zum nächsten Klassentreffen im Juni 2028 kommen möchte - und da sind auch die Hinzugekommenen angesprochen - melde sich bitte rechtzeitig bei den üblichen Adressen. Aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle kein genauer Termin veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt werden die jüngsten von uns 68 Jahre alt sein, die älteren 70...
Eine Zeitreise:
Erste koedukative Klasse am Staatlichen Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim
Als wir das Schuljahr 1969/70 am damals noch Staatlichen Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim begannen, gingen die Uhren noch anders: die Kölner Verkehrsbetriebe setzten u.a. auf der Linie 38 von Kalk nach "Bruder-Klaus-Siedlung" noch Doppelstock-Busse mit grün-schwarzen Polstern in der oberen Etage ein, über die Bergisch-Gladbacher-Straße fuhr noch die Linie 16, die meistens aus einem vierachsigen Triebwagen und einem Anhänger bestand, wir stellten uns auf dem Schulhof in Zweierreihen auf und wir hatten schwarze Friedrich-Wilhelm-Hefte mit grün-beigem Hölderlin-Etikett in der "Tonne", die damals noch Schulranzen hieß.
Es war vorgeschrieben, wo wir unsere Jaxon-Malkreiden kauften oder unsere Turnschuhe. Und, was viele vergessen haben, 24 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs führte unser Schulweg auch noch vorbei an Trümmergrundstücken und Häusern mit Granateinschlägen. In Straßenbahnen und Bussen waren Sitzplätze für "Kriegsbeschädigte" (Menschen mit schweren Kriegsverletzungen, z. B. Amputationen von Gliedmaßen, Gesichts- und Kopfverletzungen) mit einem gelben Schild gekennzeichnet.
Auch einige unserer Lehrer trugen körperliche oder seelische Verwundungen aus dem "1000jährigen Reich". "Zweifinger-Joe" titulierten wir einen Lehrer, der nach dem Verlust seiner Hand Elle und Speiche wie eine Kneifzange bewegen konnte und damit die Kreide halten konnte, die andere Hand war mitsamt des Unterarms amputiert; ein anderer Lehrer, der häufiger von seiner verlorenen Heimat erzählte, war der "Sudeten-Jupp" - aus heutiger Sicht unfassbar und ein Zeichen von seelischer Grausamkeit, die wir Schüler sicherlich nicht erfunden hatten. Bis auf wenige Ausnahmen war der Umgangston ruppig, es gab häufig zynische Bemerkungen, Ohrfeigen, Ziehen an den Schläfenhaaren (nur für Jungs), Strafarbeiten, auf dem Stuhl stehen, wenn man die Vokabeln nicht wusste, Nachsitzen ("Karzer"), Schlüsselbundweitwürfe (selten), Beschmeißen mit Tafelkreide (häufiger). So etwas nennt man heute "Pädagogik der Unterdrückung"; und es war eine logische Folge, dass einige Schüler darauf reagierten, indem sie z.B. Heizungsknöpfe abschraubten (sie wurden von der Bundespost zurückgebracht, nachdem sie bei der Briefkastenleerung aufgetaucht waren), einen Kronleuchter im Treppenhaus in die Tiefe stürzen ließen oder abträgliche Sprüche über Lehrer an die Wände schmierten. Die Schüler quälten sich auch gegenseitig, z.B. durch Auskitzeln auf dem Lehrertisch, Einsperren in den Klassenschrank oder Zerstören von Schulsachen. Für ein Dart-Spiel auf dem Schulhof bekam gleich die ganze Klasse Karzer (eine Arrest-Zelle im Keller), der vordere Eingang war nur Lehrkräften vorbehalten und durfte nicht von Schülern benutzt werden, und dass 1969 erstmalig Mädchen an die Schule kamen, galt nach den Kurzschuljahren 1966/67 (Ende der Einschulung zu Ostern) als ein weiteres gesellschaftliches Experiment mit ungewissem Ausgang.
In der großen Pause gab es warme Milch und warmen Kakao, der nach heutigem Ermessen unangenehm bitter schmeckte und der vom Hausmeister Reinold und seinem Heizergehilfen Fitting in einem Blech-Gestell, das mit heißem Wasser gefüllt war, ausgegeben wurde. Erst später gab es beim Hausmeister Hager und seiner Frau Chips oder Flips und auch Cola oder Orangensaft. Viel preiswerter war es natürlich, eine große Cola-Flasche selbst mitzubringen; die wurde dann in der großen Pause zum Trinken herumgegeben, teilweise mit ekliger "Lülle" des vorherigen Benutzers.
In den Klassenräumen gab es keine Waschbecken mit fließendem Wasser, sondern nur einen Wassereimer mit einem Schwamm und einer undefinierbaren Brühe, oft mit Apfelkitschen, Bananenschalen, alten Kreidestücken und sonstigen ekeligen Resten. Damit musste man dann vor dem feixenden Rest der Klasse und dem strengen Blick des Lehrers die dunkelgrüne Kreidetafel putzen.
Der erste Klassenlehrer der "Sexta A" hieß Kagelmann, und wir begrüßten ihn mit einem zackigen, lautstarken "SALVE, MAGISTER", nachdem er uns "SALVETE PUELLAE PUERIQUE" zugerufen hatten. Im Lateinunterricht trugen wir alle lateinische Namen, die teilweise sehr speziell waren. Dazu muss man wissen, dass es im alten Rom nicht nur nette Namen gab, sondern auch solche wie "Crassus" (Fettwanst), Brutus (schwerfällig), "Flavus" (blond, oft gleichgesetzt mit dumm) oder "Favus" (Bohnenstange, großer dürrer Mensch). Manchmal wurde auch einfach nur durchgezählt: Primus, Secundus, Tertius, Quartus, Quintus...
Oberstudienrat Kagelmann bemühte sich zunächst um eine direkte Übersetzung der vorhandenen Vornamen, z.B. aus Melanie (die Schwarzhaarige) wurde Nigra, aus Klaus (Nikolaus, der Sieger) wurde Victor; dann kamen die Nachnamen: Aus Schmidt ("Schmied") wurde Fabricius. Die erste Andrea blieb Andrea, aber die zweite -da sie häufig verschämt lachte- wurde Pudica. Jürgen S., der einen recht deftigen Eindruck machte, bekam den Namen "Rusticus" (der Bauer).
Magister Kagelmann wohnte in einem Nebengebäude der Schule, das später zu einem Aufenthaltsraum der Oberstufe wurde und als "Kagelmann'sche Wohnung" bezeichnet wurde. Er und der damalige Schulleiter Höhl erzählten sich gerne lateinische Witze, über die die beiden herzlich lachen konnten, wir Schüler aber nicht, weil wir sie nicht verstanden. Für uns gab es in einer Vertretungsstunde etwas Küchenlatein, z.B. DATES NEPIS POTUS COLONIA oder SITUS VILATE INISSE TABERNIT. Hier gibt es nichts zu übersetzen, sondern man muss die Zwischenräume versetzen. Mit Humor muss diese kleine Erzählung wortwörtlich übersetzt werden: Unus ignis quis vir multum ab audere: "Studium fuga, meum impedire!" (Ein Feuer wer Mann viel vom wagen, Eifer Flucht, mein hindern.)
Nach dem Magister Kagelmann folgten als Klassenlehrer Herr Kohnen, der sehr fortschrittlich Rollenspiele in den Englischunterricht einführte ("A boy is coming along the street...") und Herr Stößel, dessen offenherzig gekleidete Referendarin die Jungs immer wieder zu tiefbückenden Fragen veranlasste: "Können Sie gerade einmal schauen, ob das so richtig ist...?" Trotz des ansonsten extrem konservativen Kollegiums konnten gewisse Einflüsse der Außenwelt nicht ganz verleugnet werden. So gab es zum Beispiel bei dem Wort "Atlas" immer hinreichend Gekicher, weil Käte Strobel als Gesundheitsministerin gerade die Herausgabe eines immerhin 48 Seiten starken Sexualkundeatlasses veranlasst hatte. Die verklemmte Bonner Republik befasste sich mit der Sexualität! Ein Auto mit dem Kennzeichen F-KK ... führte zu spontanen Lachanfällen. An den Kinos blitzen Plakate auf: "Schulmädchenreport - ab 18". Dies veranlasste zwei Schülerinnen, sich im katholischen Religionsunterricht -angefeuert vom Rest der Klasse- mit dem damals üblichen Minirock einmal ohne Höschen in die erste Reihe zu setzen. Man konnte natürlich kaum etwas davon sehen, aber wir feixten vor Freude. Es dauerte nicht lange, bis der gestrenge Pädagoge (nennen wir ihn einmal "Baumdorf") den Grund der allgemeinen Heiterkeit herausbekam und sich dann "zum Kreideholen" aus dem Klassenzimmer begab. Ich rief sofort: "Zieht die Buxen wieder an, der kommt unter Garantie mit dem Direx zurück!" Und so war es. Beide Herren kamen -scheinbar belanglos plaudernd- ins Klassenzimmer zurück, verdrehten vor den beiden Mädels die Köpfe nach links und nach rechts, zuckten mit den Schultern, der Direx sagte, er habe noch etwas anderes zu tun und ging. Das war's. Was haben wir gelacht!
Aber auch die Lehrer machten Späße auf unsere Kosten, z.B. wurde gesagt, dass ein Schüler aus der "b" (Th.) nur deshalb einen Kopf besitze, damit er das Stroh nicht in der Hand tragen muss, oder Frau Dr. Rech rief: "T., Sie werden noch in der Gosse landen!" Einer Schülerin (G.) wurde vom Sportlehrer Dortschy gesagt, sie sei beim Brustschwimmen eine Widerstandsbewegung. Zum Abschluss noch ein harmloser Scherz: Herr Kagelmann war mit seiner Gattin in Italien und hatte Dias (das waren gerahmte, durchsichtige kleine Bildchen, die mit mit einem Projektor an die Wand projiziert wurden) mitgebracht. Da wir gerade den Aufbau einer römischen Stadt durchnahmen, bat er einen Klassenkameraden und mich, die Familienbilder herauszusortieren und im Biologieraum (wo der Diaprojektor stand) schon einmal mit der Vorführung zu beginnen, wir würden sicherlich einiges aus dem Lateinbuch wiedererkennen. Im abgedunkelten Biologieraum haben wir dann "leider" die Sortierung verwechselt, und die Klasse sah Frau Kagelmann mit Hut vor dem Kolosseum, Frau Kagelmann ohne Hut vor dem Kolosseum, Frau Kagelmann im Sommerkleid, im Badeanzug, im Bikini, danach legten wir ganz brav die anderen Dias ein, Herr Kagelmann kam nun auch wieder hinzu und wollte wissen, was wir bislang gesehen hatten: "Ein paar tolle Bauwerke!" war die Antwort.
Nach Latein und Englisch kam als 3. Fremdsprache Französisch hinzu. In der A fehlte zunächst die Griechisch-Lehrerin, so dass alle Schülerinnen und Schüler zunächst Französisch lernen mussten. Man kann sich vorstellen, wie groß die Motivation bei den "Griechen" war. Nach schätzungsweise einem halben Jahr bekamen die "Griechen" dann endlich ihren Griechisch-Unterricht, aber dann kam die Französisch-Lehrerin, Frau Heising, oftmals so spät in den Unterricht, dass gerade noch Zeit blieb, eine Hausaufgabe zu erteilen. Das brachte uns auf die Idee, einen harmlosen Streich zu spielen: Am Jan-Wellem-Brunnen hielt sich häufig eine ältere Dame mit Kapotthut und taubenblauem Regenmantel auf, die uns gerne Witze aus ihrem Witzbuch vorlas. Die luden wir ein, im Anschluss an die große Pause ihre Witze einmal vor der ganzen Klasse vorzulesen, denn die Lehrerin kam ja meistens sowieso nicht pünktlich. Nach einigem Hin- und Her hatten wir die gute Frau überredet, und sie las vor der gesamten Französischklasse ihren Lieblingswitz vor, den wir teilweise schon auswendig kannten: "Kurz vor Beginn eines Länderspiels nimmt ein kleiner Junge auf der Ehrentribüne Platz. Da kommt der Kontrolleur und sagt: 'Zeige mir mal deine Eintrittskarte!' Der Junge gibt sie ihm, da sagt der Kontrolleur: 'Das ist ja die Karte vom Herrn Oberbürgermeister!' - 'Ja', sagt der Junge, 'das ist mein Vater!' - 'Und wo ist dein Vater?' - 'Der ist zu Hause und sucht die Karte!'" Nachdem gefühlt das halbe Witzbuch vorgelesen war, kam dann doch noch die Französischlehrerin und war ganz empört. Wir haben herzlich gelacht, und dann klingelte es auch schon, es bliebt gerade noch Zeit, die nette alte Dame wieder auf die Straße zu geleiten.
Während der gesamten Schulzeit gab es immer nur einen Tagesausflug pro Schuljahr, und zwar:
1969/70 Wildgehege Hellenthal/Eifel mit Abstecher zur römischen Wasserleitung, durch die wir zum Entsetzen von Herrn Kagelmann hindurch gekrochen sind,
1970/71 Aquarium am Kölner Zoo (damals neu eröffnet) mit Zeugnisvergabe;
1971/72 Dechenhöhle und Felsenmeer mit Herrn Kohnen und Fräulein van Lier (siehe unten, Abb. 4).
1972/73 Burg Eltz mit Herrn Kohnen, zur Enttäuschung aller ohne Folterkammer,
1973/74 Rolandsbogen und Tuff-Loch mit Herrn Stößel
1974/75 Schloss Benrath und Zons mit Herrn Stößel.
Mehrere Tage dauerten die Ski-Abschlussfahrt 10. Klasse zum Feldberg in den Schwarzwald (Stichwort: Johannes und der Tannenbaum) sowie die
Abiturabschlussfahrt nach Griechenland oder Ungarn, an der ich dummerweise nicht teilgenommen habe, weil ich -wie andere Schüler auch- über die Absage der Paris-Fahrt verärgert war. Hierzu gibt es von anderen Klassenkameraden reichliches Film- und Bildmaterial.
Leider liegen mir keine Daten aus der "b" vor - diese ergänze ich gerne!